Trägerin des Höffmann-Wissenschaftspreises 2020
Michiko Mae ist die Höffmann-Wissenschaftspreisträgerin 2020. Die emeritierte Professorin der Opens external link in new windowHeinrich-Heine-Universität Düsseldorf erhält den mit 10.000 Euro dotierten Preis – den der Vechtaer Reiseunternehmer Hans Höffmann jährlich für außergewöhnliche Arbeit im Themenfeld „interkulturelle Kompetenz“ stiftet – unter anderem für ihre Forschung zur Gegenwartskultur und -gesellschaft in Japan und Deutschland. „Ihre herausragend sichtbaren Arbeiten erlauben uns einen genauen Blick auf beide Kulturen, die bis in die jüngste Gegenwart hinein erschlossen werden“, so das Juryurteil.
„Vor allem bin ich beeindruckt davon, welchen Stellenwert die interkulturelle Kompetenz an der Uni Vechta hat“, sagt Professorin Michiko Mae, „Und dass man mit dem Höffmann-Wissenschaftspreis über die Hochschule hinaus einen wichtigen Beitrag leistet zur Förderung und Anerkennung der wissenschaftlichen Arbeit in diesem, für die globalisierte und digitalisierte Welt so wichtigen Themen- und Aufgabenfeld.“ Die Entscheidung der Jury, diesmal die Japan-Forschung zu berücksichtigen, habe sie besonders gefreut. „Ein wenig stolz“ sei sie gewesen, als sie auf der Homepage der Universität Vechta die Berichte über die bisherigen Preisverleihungen gesehen habe und nun selbst zu den Preisträger*innen gehöre.
Professorin Michiko Maes Forschungsschwerpunkte liegen in der japanbezogenen Kultur- und Genderforschung, besonders in zwei Themenbereichen: der Analyse des Zusammenhangs von Nation, Kultur und Gender im japanischen Modernisierungsprozess und der Transkulturalitätsforschung. „Japan musste sich Mitte des 19. Jahrhunderts nach einer 250-jährigen Selbstisolation in kurzer Zeit modernisieren, indem es sich als eine Nation konstituierte und eine national geprägte Kultur sowie eine neue Geschlechterordnung bildete“, erklärt Professorin Michiko Mae. „In diesem Prozess kann man wie in einem Laboratorium beobachten und analysieren, was Modernisierung – nicht nur für Japan – bedeutet. Und die drei genannten Kategorien – Nation, Kultur und Gender – gehören meines Erachtens zu den wichtigsten Bedingungen dieses Prozesses.“
Ein anderer Forschungsschwerpunkt von Frau Michiko Mae ist die Transkulturalität als neues Paradigma in der Japan- und Genderforschung – die Untersuchung transkultureller Phänomene in der japanischen Literatur, Kunst und in den populärkulturellen Medien gehören dazu. „Das national orientierte Kulturverständnis wird allmählich geöffnet zu einem Verständnis der Kultur als einer sich immer im Austausch mit anderen Kulturen und im Wandel befindenden ,Transkultur‘“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Die japanische Kultur, in der chinesische, koreanische, westliche und viele andere Elemente aufgenommen wurden, die aber dabei immer die japanische Kultur geblieben ist, ist ein Beispiel dafür, dass Kultur immer auch als Transkultur zu verstehen ist.“
Weitere Forschungsthemen sind die japanische Frauenbewegung im Modernisierungsprozess und die Entwicklung einer Partizipationsgesellschaft im heutigen Japan. Professorin Michiko Mae: „Ich untersuche, wie und was die japanische Frauenbewegung dazu beigetragen hat, diese Modernisierung weiter zu entwickeln und die stark nationalisierte japanische Gesellschaft durch die Gleichstellung der Geschlechter zu einer offenen partizipatorischen Gesellschaft zu machen.“
Nach ihrer Emeritierung habe sich an ihrer wissenschaftlichen Arbeit nicht viel geändert: „Ich bin weiterhin in der wissenschaftlichen Community aktiv, führe meine Forschungsarbeiten weiter, betreue Doktorandinnen, publiziere und halte Vorträge.“ Sie freue sich, jetzt – auch durch Corona bedingt – mehr Zeit zum Nachdenken und zum Schreiben von neuen Büchern zu haben. „Aber ich würde gern noch mehr praktische Kulturvermittlungsarbeit leisten als bisher, vielleicht in ehrenamtlicher Tätigkeit für interkulturelle Organisationen.“
Juryentscheidung im Wortlaut:
Frau Mae bearbeitet mehrere Hauptgebiete der modernen Forschung zur interkulturellen Kompetenz und Identitätsfragen. In Wissenschaftsorganisation und Kulturvermittlung ist sie ebenso ausgewiesen wie in der Lehre zur Kultur- und Geschlechterforschung. Ein besonderer Akzent liegt auf der Gegenwarts- und Alltagskultur in Japan und Deutschland. Ihre herausragend sichtbaren Arbeiten erlauben uns einen genauen Blick auf beide Kulturen, die bis in die jüngste Gegenwart hinein erschlossen werden.
Prof. Dr. Dr. h.c. Michiko Mae ist Kultur- und Literaturwissenschaftlerin. Mit ihrem Studium der Germanistik in Japan und der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Vergleichenden Kulturpsychologie in Deutschland legte sie die Grundlagen für ihre spätere interdisziplinäre Arbeit. Sie promovierte an der Universität des Saarlandes mit einer Arbeit über Robert Musil, die mit dem Dr. Eduard-Martin-Preis für die besten Dissertationen ausgezeichnet wurde. 1993 wurde sie als Professorin an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf berufen, an der sie bis 2016 als Inhaberin des Lehrstuhls für Modernes Japan mit kulturwissenschaftlichem Schwerpunkt tätig war. Zwischen 1995 und 2001 war sie Prorektorin für Lehre, Studium und Studienreform an der Uni Düsseldorf und setzte sich besonders für deren verstärkte Internationalisierung ein. Sie war Mitglied einiger Kommissionen zur Forschungsevaluation – z.B. der Uni Kanazawa und der Ochanomizu-Uni – sowie DFG-Gutachterin. Mae war mehrmals Research Fellow sowie Gastprofessorin an verschiedenen Universitäten: der Universität Tokyo (2000 und 2007), der Keio-Universität (2004, 2007 und 2008), der Ochanomizu-Universität Tokyo (2004), der Kwansei-Gakuin-Universität in Kobe (2012) und an der Dôshisha Universität in Kyoto (2017), sowie im selben Jahr an der Cornell University in Ithaca, NY und an der Uni Venedig (2018).
2008 wurde sie von der Universität Kanazawa, ihrer Alma Mater, mit dem Ehrendoktortitel ausgezeichnet. Sie ist Mitherausgeberin der wissenschaftlichen Buchreihe „Geschlecht und Gesellschaft“ (Springer VS), in der bisher über 70 Bände erschienen sind. Sie ist Mitglied des Stiftungsrats des „Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin“. Um die Gendergleichstellung und um die interkulturelle Kommunikation zwischen Deutschland und Japan zu fördern, organisierte sie mit dem JDZB 2017 und 2018 internationale Symposien und Veranstaltungen in Berlin und in Tokyo. Im Jahr 2016 bekam sie für ihr Lebenswerk eine Auszeichnung vom japanischen Außenminister.
(Text von der Homepage der Universität Vechta übernommen)
Presseberichte:
Höffmann-Wissenschaftspreis für Interkulturelle Kompetenz 2020 (OV am Sonntag, 24.05.2020)
Wissenschaftspreis: Nominierung bis zum 17. Juli möglich (Oldenburgische Volkszeitung, 20.05.2020)
Presseinformation der Universität Düsseldorf